Der Piesberger Traumpfad*
Der Piesberger Traumpfad* ist ein Wanderwegweg mit Guckkästen zum Lesen, Schauen und Hören.
An 14 Stationen rahmen Guckkästen einen Ausschnitt der Landschaft und zeigen so Verstecktes und Rätselhaftes. Geschichten und Gedichte zu den Ausblicken lüften auch das eine oder andere Piesberg-Geheimnis.
Der Piesberger Traumpfad* ist ein Kooperationsprojekt des Piesberger Gesellschaftshauses und Prof. Dr. Jutta Wermke (Uni Osnabrück).
Insgesamt sind Hunderte von Texten zum Piesberger Traumpfad* entstanden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben dem Berg etwas angedichtet…
Die Ordner mit diesen Texten sind während des Sonntagscafés im Piesberger Gesellschaftshaus einsehbar.
2016 drehten sich die Texte internationaler Autor*innen um Zeitvertreib.
2017 stand die Heimat im Mittelpunkt.
2018/2019 ging es um die Wildnis.
2020 hieß es bis zum Dezember: “Eben war der Fuchs noch da…“
2021/2022 ging es um “Die Kunst des Gehens”.
In diesem Jahr 2024 wagen wir ein Tänzchen: “Tanz auf dem Vulkan“
Oben auf der Felsrippe sind Texte in 7 Guckkästen zu lesen.
Wir laden Sie herzlich zu einem Spaziergang ein.
*Der Piesberger Traumpfad ist kein offizieller Traumpfad der Marke „Traumpfade“. Die offiziellen „Traumpfade“ finden Sie am Rhein, an der Mosel und in der Eifel unter www.traumpfade.info.
Freundlicherweise haben wir die Erlaubnis erhalten weiterhin unseren Namen „Piesberger Traumpfad“ nutzen zu dürfen.
Herzlichen Dank an die Rhein-Mosel-Eifel-Touristik!
2015 Traumpfad 11: Ansichtssache Piesberg
Was fällt Ihnen ein zum „Piesberg“?
Wanderer, Kaffeegartengäste, Freundinnen und Freunde des Piesbergs haben ihren persönlichen Kommentar zum Berg geschrieben. Diese Kurztexte zeichnen ein facettenreiches Bild vom Hausberg der Stadt Osnabrück.
Die Texte sind in 13 Guckkästen zu lesen –
8 oben am Berg, 5 am Piesberger Gesellschaftshaus und am Zechenbahnhof.
Die Berg-Kommentare lassen sich in 8 Bereiche fassen:
‑Berg der Dinosaurier
‑Berg der Steine
‑Berg der Veränderung
‑Berg mit Aussicht
‑Berg im Wind
‑Berg-Begegnung
‑Berg-Kultur
‑Peace-Berg
Die Guckkästen finden Sie auf dem Weg von der Felsrippe – dort, wo der Aussichtssturm steht – den Weg entlang zur Aussichtsplattform Steinbruch. Die Station “Peace-Berg” liegt etwas versteckt ganz im westlichen Bereich der Felsrippe.
Die Guckkästen am Zechenbahnhof sind nur sonntags von 14.00–18.00 Uhr zugänglich.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Piesberg-Wanderung!
2014 Traumpfad 10: Lob der Wolken
Wolken sind aber viel mehr: Sie hängen am Himmel wie riesige Leinwände und locken unsere Phantasie. Nicht nur Kinder sehen in den Wolken die verschiedensten Gestalten, die sich verwandeln und ungreifbar sind wie Traum-Bilder.
Und Orte der Sehnsucht sind die Wolken: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ … Deshalb möchte man ja mit den Wolken ziehen: hoch oben und weit weg. Oder auf „Wolke 7“ im Glück schweben.
Als ‚Begleiter‘ der Menschen auf ihrer Wanderschaft und als ‚Mittler‘ zwischen Himmel und Erde sagen manche Verse den Wolken einen spirituellen Zug nach.
Die Gedichtauswahl des Traumpfads am Berg dreht sich um die Wolken als Traum-Bilder, als Orte der Sehnsucht und als Begleiter des Menschen.
Die Auswahl zwischen Gesellschaftshaus und Naschwald ist dem Farbenspiel der Wolken gewidmet.
Der Spaziergang ab Grubenweg / Schranke in Lechtingen zur Felsrippe dauert etwa 1,5 Stunden.
Der Weg vom Gesellschaftshaus zum Naschwald etwa 30 Minuten (hin und zurück).
Viel Vergnügen! Und schauen Sie auch auf den Weg – und nicht nur in die Wolken!
2013 Traumpfad 9: Die vier Elemente
Flüsse haben vor 300 Millionen Jahren den Sand hier angeschwemmt als Grundstoff des Sandsteins, der seit dem Mittelalter abgebaut wird.
Die vulkanische Tätigkeit hat die Gesteinsschichten aufgefaltet zu der ariden Landschaft, die wir heute sehen. Das Erdinnere zeigt sich auf spektakuläre Weise im Steinbruch sowie in den Bergwerksstollen.
Und der Wind dreht die großen Räder auf der Bergrippe, die inzwischen zum Wahrzeichen des Piesbergs geworden sind.
Anlässe genug, um die „Vier Elemente“ als Jahresthema für den Traumpfad 2013 zu wählen.
Im Frühjahr liegen in den Guckkästen am Berg Gedichte zu Luft und Wasser aus. Im Herbst folgen Feuer und Erde.
Auf dem Weg von hier (Gesellschaftshaus) hinunter zum Naschwald bieten die Guckkästen Gedichte, die die „Vier Elemente“ im größeren Zusammenhang sehen und sich der Wahrnehmung der Welt, der Erde und dieses Augenblicks hier und jetzt widmen.
Ein Spaziergang auf dem Traumpfad am Berg (ab Grubenweg/Schranke in Lechtingen) dauert etwa 1,5 Stunden. Der Weg zum Naschwald dauert etwa 20 Minuten (hin und zurück).
Viel Vergnügen und lassen Sie sich Zeit!
2012 Traumpfad 8: Mit der Sonne gehen
In den acht Guckkästen finden Sie im Frühjahr und Sommer Gedichte zu Morgen und Mittag. Im Herbst und Winter (ab September) liegen Texte zu Abend und Nacht aus.
Das Motto „Mit der Sonne gehen“ hat die Auswahl strukturiert. Am Morgen steht das Erlebnis des Sonnenaufgangs bei einer Bergwanderung im Vordergrund. Der Mittag ist die Stunde des Pan, die Sonne steht im Zenit, die Zeit scheint still zu stehen. Am Abend senkt sich die Dämmerung über die Landschaft, das Nachglühen der Sonne verleiht ihr einen besonderen Glanz, bevor es dunkel wird. In der Nacht, wenn die Sonne untergegangen ist, scheinen Mond und Sterne und zeigen die Welt in einem milden Licht, bis die Morgenröte die Rückkehr der Sonne ankündigt.
Gerade zu den Übergangszeiten am Morgen und am Abend gibt es viele (Volks-)Lieder. Die Guckkästen bieten deshalb bei diesen beiden Tageszeiten jeweils einen zweiten Text zum Singen. Wer in die Klangkulisse des Piesbergs einstimmen mag, kann das gern tun.
Sie sind herzlich eingeladen auf diesem etwa 1,5stündigen Spaziergang den Piesberg im Wechsel der Tageszeiten zu erleben: zu schauen und zu hören, zu lesen und zu singen.
Jutta Wermke
2011 Traumpfad 7: Blütenlese
Wer den Piesberg kennt, weiß, wie hell und leicht der Frühling zwischen den Stämmen der Hängebirken einzieht. Im Mai leuchtet der Besenginster auf Böschungen, am Wegrand und zwischen Gesteinsbrocken. Wenn dann der Fingerhut die grün-graue Grundfarbe des Berges pinkig tüpfelt, ist der Sommer endgültig da. Der Adlerfarn hat sich ausgerollt und streckt seine üppigen Wedel aus. Im Spätsommer sind die Brombeeren reif. Aber bald schon legt sich das goldgelbe Herbstlaub der Birken wie Konfetti über die Erde bis der Winter schließlich den Blick freigibt auf den felsigen Untergrund des Berges und die Gesteinsbrocken plötzlich nackt und bloß dazuliegen scheinen.
Diese Landschaft mit ihren Durchblicken und Ausblicken ist ein guter Ort zu beschaulichem Lesen und Nachsinnen. Gerade die Spannung zwischen der spröden Schönheit der nicht wirklich idyllischen Industriekulturlandschaft und der Naturlyrik, die in den Guckkästen ausliegt, lenkt die Aufmerksamkeit auch auf andere Besonderheiten der Jahreszeiten: auf die sich verändernde Atmosphäre, auf Licht und Luft, Duft und Klang.
Ich habe versucht, in den 8 Guckkästen auf dem Berg und den 5 Kästen zwischen Piesberger Gesellschaftshaus und Zechenbahnhof eine bunte „Blütenlese“ zu präsentieren, Gedichte von verschiedenen Autoren und aus unterschiedlichen Epochen zu versammeln und neben romantischer bzw. symbolträchtiger Naturlyrik auch Lustiges und Widerborstiges einzubeziehen. Die Dokumentation dieses Traumpfads (Nr. 7/8) liegt im Gesellschaftshaus aus.
Die Kästen 1 – 4 bieten Frühlingsgedichte, 5 – 8 sind dem Sommer gewidmet. Ab September 2011 werden die Kästen 1 – 4 Herbst- und 5 – 8 Wintergedichte zeigen. Vom Reisen im Frühling, Sommer, Herbst und Winter handeln die Texte zwischen Gesellschaftshaus und Zechenbahnhof, das sind die Nummern 9 – 13.
Die Fotos, die der Broschüre beigegeben sind, stammen von Frank Warnecke (Osnabrück) und sind im Rahmen eines Jahreszeitenzyklus 2005/06 am Piesberg entstanden.
Der Piesberger Traumpfad leistet in diesem Jahr auch einen Beitrag zum 100jährigen Jubiläum des NABU Osnabrück, das unter dem Thema „Dem Klang der Jahreszeiten lauschen“ steht. Die Gedichte, die zum Teil Liedcharakter haben, vermitteln Klangeindrücke und wecken Klangassoziationen. Es ist spannend herauszuhören, welcher Klang in einem Gedicht den Frühling ankündigt, welche Bedeutung der Stille im Herbst zugesprochen wird, welche Vögel für welche Jahreszeit stehen … und was das Gelesene mit der eigenen aktuellen Wahrnehmung verbindet.
Sie sind herzlich eingeladen, auf diesem etwa 1,5 stündigen Spaziergang dem Klang der Jahreszeiten zu lauschen und die „Blütenlese“ zu genießen.
Jutta Wermke
sommerlied
wir sind die menschen auf den wiesen
bald sind wir menschen unter den wiesen
und werden wiesen, und werden wald
das wird ein heiterer landaufenthalt
Ernst Jandl
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Mörike
2010 Traumpfad 6: OsnaSound
Wir haben deshalb die Guckkästen, die den Traumpfad säumen, in Klangtransformatoren umgewandelt, die die Klangströme aus dem Tal aufnehmen und hörbar machen: die Glocken des Doms und die Straßenmusikanten, den Verkehrslärm am Neumarkt, die Fußgänger in der Großen Straße und die Geräusche in den Kaufhäusern, die Tierstimmen aus dem Zoo und die Fan-Gesänge aus der Osnatel-Arena. Auch Brunnen, Bäume und Vögel sind gelegentlich zu hören. Dabei schleicht sich der ein oder andere Klang aus einer fremden Zeit ein, aus dem Osnabrück 3000 zum Beispiel. Und vielleicht ist dieser oder jener Ton nur erinnert oder vorgestellt oder ausgedacht…
Wie immer sind die Realitätsdimensionen an diesem Berg nicht klar getrennt. Es überwiegt jedoch der sachliche Informationsgehalt in den Texten der Schülerinnen und Schüler, die wir diesmal in den Kästen auslegen. Sie wurden eingereicht beim Schülerwettbewerb “osnasound“ (2008) im Rahmen des 2. Osnabrücker Hörforums und haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
Nach dem Spiel
Neulich ging ich nach dem Fußballspiel in die Stadt. Ich blieb kurz stehen, lehnte mich an eine Mauer und schloss erschöpft die Augen. Die Fangesänge klangen mir noch im Ohr. Ich hörte die Autos hupen und Jubelgeschrei, denn der VfL hatte gewonnen.
Langsam nahm der Lärm-Pegel ab. Die letzten Leute gingen lachend und plaudernd nach Hause, dann war es still. Nur noch der Wind rauschte durch die Blätter. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, viele Schritte, Schritte wie von großen Lederstiefeln. Ich öffnete die Augen und drehte mich um.
Einige Hooligans vom gegnerischen Verein kamen die Straße entlang, auch aus der Ferne konnte man ihre Glatzen in der Sonne spiegeln sehen und ihre dunklen Stimmen wehten zu mir herüber.
Schnell huschte ich hinter einen Baum und schloss die Augen. Ich betete, dass sie mich nicht bemerken würden, denn ich hatte mein VfL-Trikot noch an. Sie kamen immer näher, ich hörte mein Herz pochen und Schweißtropfen liefen mir die Stirn herunter.
Immer näher kamen sie, laut vor sich hin fluchend, doch sie würdigten meinen Baum keines Blickes und gingen vorbei. Erleichtert wartete ich noch einen Moment und lief dann nach Hause.
Lukas Havliza
Warum die Klangströme einmal durch diesen und einmal durch jenen Guckkasten/Transformator fließen, bleibt rätselhaft. Assoziative Rückschlüsse zwischen Bergwelt, Aussicht und Klangtexten sind erlaubt.
Für die Kästen mussten manche Texte gekürzt werden. Sie sind jedoch alle in voller Länge dokumentiert und liegen im Piesberger Gesellschaftshaus zum mußevollen Durchblättern aus, wie die früheren Materialien des Traumpfads auch.
Der Weg dauert erfahrungsgemäß 1,5 bis 2 Stunden, je nachdem wie man geht. Ein Zugang führt vom Parkplatz Grubenweg in Lechtingen vorbei an der Lechtinger Aussichtsplattform und da der “Schöne Weg“ wegen Steinschlaggefahr gesperrt ist, über Treppen zur Felsrippe. Die Alternative für Bergsteiger: Vom Gesellschaftshaus kann man die Felsrippe über die 300 Stufen des Südstiegs erklimmen.
2009 Traumpfad 5: Die Piesaner
Es lassen sich bisher vier Bevölkerungsgruppen unterscheiden: die Zwerge, die Elfen und Hexen, die Monster, die Kobolde. Aufgrund von glücklicherweise erhaltenen bildlichen Darstellungen und Geschichten können wir einige detaillierte Angaben zur äußeren Erscheinung, zur Kleidung, zum Sozialverhalten usw. machen.
Die Zwerge gehören zur arbeitenden Bevölkerung und sind überwiegend im Kohlebergbau tätig. Werkzeuge, die ihnen beigegeben werden, lassen eine genauere berufliche Zuordnung zu. Aus der Tracht, deren Hauptmerkmal die nur farblich variierte Zipfelmütze ist, muss auf eine konservative Grundhaltung geschlossen werden. Man kann sagen, dass die Zwerge das staatstragende Element am Piesberg waren.
Elfen und Hexen werden dagegen weniger als Gruppe, denn als individuelle Erscheinungen wahrgenommen. Keine gleicht der anderen. Sie lieben das Besondere, bisweilen auch das Extravagante. Sie malen die grauen Steine bunt an und gestalten ästhetische Objekte aus Müll. Sie gehen bewaffnet auf die Straße und suchen die Liebe in fremden Höhlen. Ihre erotischen Tänze und Lieder verzaubern selbst Steintrolle.
Es ist nicht überliefert, wie das erkennbar konfliktträchtige Zusammenleben von Zwergen und Elfen im Alltag ablief. Aber wir haben Hinweise aus einer Höhlenzeichnung, dass der Versuch einer Elfe, die klassische blaue einzipflige Zwergenmütze durch eine geringelte zweizipflige zu ersetzen, auf längere Zeit ein friedliches Zusammenleben verhindert hat.
Der Bugelbu
Treppauf, Treppab immerzu,
Treppauf, Treppab sagt Bugelbu.
Ob bei Regen oder Schnee,
ob bei Hagel oder Graupel,
Bugelbu hat nie gelacht,
denn er hat Figur‘n gemacht.
Er hackte Stein,
er fand es fein,
er sagte aber niemals mein.
Das war typisch Bugelbu,
und er sagte manchmal“Buh!“
Kaya Shantala Hilgenfeldt
Die Monster allerdings stehen klar außerhalb der normalen Gesellschaft des Piesbergs. Sie sind nachtaktiv, leicht reizbar und entweder dumm oder gewaltbereit oder beides. Es besteht der Verdacht, dass sie als kleine Monster von ihrer Oma zu viele Geschichten von Graf Dracula und den Mächten der Finsternis gehört haben. Das Gefahrenpotential auf den öffentlichen Wegen damals am Piesberg scheint jedenfalls in nichts der Bandenkriminalität und dem Straßenverkehr heutiger Großstädte nachgestanden zu haben.
Die vierte Gruppe ist die der Kobolde, die klein und ulkig und gut gelaunt herumspringen. Sie erinnern unverkennbar an kleine Zweibeiner, die auch heute gerne gut gelaunt den Piesberg bevölkern. Der Nachweis einer direkten Verwandtschaft zwischen damaligen und heutigen Piesberger Kobolden in Form einer DNA-Analyse steht noch aus.
Annahmen über den Verbleib der extravaganten Elfen, der staatstragenden Zwerge und der nachtaktiven Monster mag jeder der die Guckkästen liest, selbst bilden. Wir würden uns freuen davon zu erfahren und sie in die unendliche Geschichte des Piesbergs aufnehmen.
2008 Traumpfad 4: Hörspaziergang
Der Rat der Steine tagt
Gemurmel unter Kieselsteinen
nichts ist zu verstehen.
Gelegentlich raunt ein
Feldstein dazwischen.
Pflastersteine klackern träge
in ihren Betten,
bleiben aber liegen.
Die Betonstraße brüllt,
doch auch sie bleibt liegen.
Anbiedernd drängen sich
die Dachpfannen trocken hustend hervor.
Die Klinker waren singend schon
aufeinander geklettert und warten geduldig.
Der Findling dröhnt nun übermächtig,
als alter Fels hat er den Vorsitz inne:
_“Es tagt der Rat der Steine.”_
Toni Walz
In den 11 Guckkästen zwischen Felsrippe und Aussichtsplattform Steinbruch kann man auf dem Spaziergang Texte – am besten laut – lesen, die von den Klängen des Piesbergs handeln. Vor allem der Klang der Steine hat die Fantasie angeregt und sich in Märchen und Gedichten Gehör verschafft. Wie eigenartig sie sind und wie unterschiedlich wir sie zum Klingen bringen! Der Schotterberg, der abrutscht und knirscht, die Feuersteine, die aneinander klicken. Das Getöse des Erdaltertums echot noch in den Verwerfungen der Felswand und flüstert in den fossilen Versteinerungen. Anders der Plastikmüll, der mit seiner Fremdsprache durchs Gras knittert. Und die verwehte Musik, die man zu hören glaubt, obwohl der Zaunkönig und die Prinzessin längst verstummt sind und immer noch darauf warten, erlöst zu werden.
Das Piesberg-Orchester hat aber noch viel mehr Stimmen. Der Hörspaziergänger lauscht und lauscht und lauscht…
Am Piesberger Gesellschaftshaus führen 5 Guckkästen ihr Eigenleben. Sie handeln nicht von Naturklängen, sondern von Menschengeräuschen. Wenn man ihnen folgt vom 12. bis zum 16. Kasten, verstrickt man sich in akustische Spekulationen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Ohrentäuscher akustische Chamäleons sind und daher mehr als eine Erklärung erfordern.
Die Texte sind in Projektseminaren entstanden, die Prof. Dr. Jutta Wermke an der Universittät Osnabrück mit Lehramtsstudierenden durchgeführt hat.
2007 Traumpfad 3: Sinnbilder
Im Sommer 2007 legten wir diese dritte Folge der Guckkastentexte auf. Sie begleiten einen nachdenklichen Spaziergang ohne Pieszwerge (sie schlafen immer noch, s.o.), der sich von den Bedeutungen, die diesem Berg anhaften, treiben lässt.
Das Verhältnis von Mensch und Natur zu thematisieren liegt nahe, angesichts eines Berges, der immer wieder von Menschen verändert wird, und angesichts der Veränderungen, die die Natur immer wieder einholt (einholen?). Auch die Sujets um den Piesberg – das Wegelabyrinth im Steinbruch, die Treppe ohne Ziel, die Uhr auf einem verlassenen Bahnsteig – wirken wie Sinnbilder menschlichen Lebens.
Dabei wird die Melancholie durchaus heiter konterkariert. Wer sagt denn, dass die Halterungen mitten im Wald Verbotsschilder tragen müssen und nicht Aufforderungen zur Muße und zum Genuss? Das Loch in der Mauer kann dem Rückzug dienen oder der Öffnung. Der Bahnsteig kennt nicht nur Abschied, sondern auch Ankunft…
Diese Texte, die Studierende des Lehramts genauso wie die Jahre zuvor in Projektseminaren unter Leitung von Prof. Dr. Jutta Wermke geschrieben haben, regen zum Nachdenken an, nicht zum Grübeln. Und die verlieren ihren Charme auch nicht bei Regen.
Gestell
Leeres Schild:
Schuttabladen verboten!
Tollwutgefahr!
Vorsicht Sprengung!
oder:
Fühlen sie die Stille!
Gönnen sie sich diesen Ausblick!
Genießen sie ein Stück Natur!
Anke Südmersen
Projektseminar Universität Osnabrück
2006 Traumpfad 2: Spass und Ernst
Außerdem werden die Guckkästen zum 3. September für das neue Piesberg-Jahr mit Texten neu bestückt. Diesmal sind es Gedichte vor allem von SchülerInnen der Klassen 5–8 aus Osnabrück, Hamm und Syke.
Die ulkigen Wesen
Mein Wesen war in der Höhle.
Es hüpfte von Stein zu Stein,
und freute sich über sein Bein.
Dann ging es nach draußen
und sauste herum.
Mit der Faust gegen den Baum fiel es um.
Da kam noch ein Wesen daher
Und machte das Gleiche nur noch mehr.
Die beiden standen auf
Und gingen nach Haus.
Pia Resing, Gymnasium in der Wüste, Osnabrück
Inzwischen ist ein Abschnitt des Weges ohne Führung gesperrt. Umso wichtiger ist es, an den Lesespaziergängen teilzunehmen und den ganzen Traumpfad zu genießen, oder es sich hin und wieder auf dem roten Plüschsofa im Piesberger Gesellschaftshaus bequem zu machen und in den Ordnern zu blättern. Auch von dort aus gelangt man zum Traumpfad.
2005 Traumpfad 1: Märchen und Rätsel
Aber der Piesberg hat nicht nur eine lange Geschichte, es gibt auch viele Geschichten von ihm zu erzählen. Man muss sie nur entdecken – oder erfinden. Den Anfang haben Studierende eines Projektseminars der Universität Osnabrück gemacht. Die künftigen Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer wollen selbst den Berg verwandeln durch ihre Phantasie. entstanden sind Märchen und Rätsel, Geschichten und Gedichte, Nachdenkliches und Lustiges. Wir erfahren etwas von Wunsch- und Alpträumen, Träumen von Vergangenem und Zukünftigem, von Naturereignissen und Zauberkräften.
Damit auch Andere solche Eindrücke gewinnen können, haben wir an bestimmten Punkten schwarze Guckkästen aufgestellt, elf auf dem Berg und fünf am Gesellschaftshaus. Sie rahmen Bilder aus dieser Landschaft, auf denen etwas Besonderes zu entdecken ist. Natürlich mehr oder weniger versteckt und meist rätselhaft.
Reste
buntgestreifte Schlange
listig im Gebüsch versteckt
rotblaugelbe Ente
aus dem Schlaf aufgeschreckt
rosa Elefant
kommt mit fliegenden Ohren geeilt
leuchtender Fisch
der die tiefgrüne See durcheilt
oder doch nur
Müll?
Anna Kaput
Projekt “Piesberg“
Universität Osnabrück/FB7