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Der Pies­ber­ger Traumpfad*

Der Pies­ber­ger Traum­pfad* ist ein Wan­der­weg­weg mit Guck­käs­ten zum Lesen, Schau­en und Hören.
An 14 Sta­tio­nen rah­men Guck­käs­ten einen Aus­schnitt der Land­schaft und zei­gen so Ver­steck­tes und Rät­sel­haf­tes. Geschich­ten und Gedich­te zu den Aus­bli­cken lüf­ten auch das eine oder ande­re Pies­berg-Geheim­nis.
Der Pies­ber­ger Traum­pfad* ist ein Koope­ra­ti­ons­pro­jekt des Pies­ber­ger Gesell­schafts­hau­ses und Prof. Dr. Jut­ta Werm­ke (Uni Osnabrück).

Ins­ge­samt sind Hun­der­te von Tex­ten zum Pies­ber­ger Traum­pfad* ent­stan­den. Kin­der, Jugend­li­che und Erwach­se­ne haben dem Berg etwas ange­dich­tet…
Die Ord­ner mit die­sen Tex­ten sind wäh­rend des Sonn­tags­ca­fés im Pies­ber­ger Gesell­schafts­haus einsehbar.

2016 dreh­ten sich die Tex­te inter­na­tio­na­ler Autor*innen um Zeit­ver­treib.
2017 stand die Hei­mat im Mit­tel­punkt.
2018/2019 ging es um die Wild­nis.
2020 hieß es bis zum Dezem­ber: “Eben war der Fuchs noch da…
2021/2022 ging es um “Die Kunst des Gehens”.

In die­sem Jahr 2024 wagen wir ein Tänz­chen: “Tanz auf dem Vul­kan“
Oben auf der Fels­rip­pe sind Tex­te in 7 Guck­käs­ten zu lesen.
Wir laden Sie herz­lich zu einem Spa­zier­gang ein.

*Der Pies­ber­ger Traum­pfad ist kein offi­zi­el­ler Traum­pfad der Mar­ke „Traum­pfa­de“. Die offi­zi­el­len „Traum­pfa­de“ fin­den Sie am Rhein, an der Mosel und in der Eifel unter www.traumpfade.info.
Freund­li­cher­wei­se haben wir die Erlaub­nis erhal­ten wei­ter­hin unse­ren Namen „Pies­ber­ger Traum­pfad“ nut­zen zu dür­fen.

Herz­li­chen Dank an die Rhein-Mosel-Eifel-Touristik!

 

Lage­plan Guck­käs­ten
Datei­grö­ße: 2 MB

2015 Traum­pfad 11: Ansichts­sa­che Piesberg
Zum 10. Jahr des Pies­ber­ger Traum­pfads haben wir Sie, unse­re Besucher/innen, gefragt:

Was fällt Ihnen ein zum „Pies­berg“?

Wan­de­rer, Kaf­fee­gar­ten­gäs­te, Freun­din­nen und Freun­de des Pies­bergs haben ihren per­sön­li­chen Kom­men­tar zum Berg geschrie­ben. Die­se Kurz­tex­te zeich­nen ein facet­ten­rei­ches Bild vom Haus­berg der Stadt Osnabrück.

Die Tex­te sind in 13 Guck­käs­ten zu lesen –
8 oben am Berg, 5 am Pies­ber­ger Gesell­schafts­haus und am Zechenbahnhof.

Die Berg-Kom­men­ta­re las­sen sich in 8 Berei­che fassen:
‑Berg der Dinosaurier
‑Berg der Steine
‑Berg der Veränderung
‑Berg mit Aussicht
‑Berg im Wind
‑Berg-Begeg­nung
‑Berg-Kul­tur
‑Peace-Berg

Die Guck­käs­ten fin­den Sie auf dem Weg von der Fels­rip­pe – dort, wo der Aus­sichts­sturm steht – den Weg ent­lang zur Aus­sichts­platt­form Stein­bruch. Die Sta­ti­on “Peace-Berg” liegt etwas ver­steckt ganz im west­li­chen Bereich der Felsrippe.

Die Guck­käs­ten am Zechen­bahn­hof sind nur sonn­tags von 14.00–18.00 Uhr zugänglich.

Wir wün­schen Ihnen eine inspi­rie­ren­de Piesberg-Wanderung!

 

2014 Traum­pfad 10: Lob der Wolken
Sie spen­den Schat­ten und geben Regen. Sie sind weiß und bau­schig oder haben rosa Rän­der. Rot sind sie auch manch­mal und grau oder gar schwarz. Je nach Tages- und Jah­res­zeit, je nach Son­nen­stand und Wet­ter geben sie dem Berg ein ande­res Gesicht.

Wol­ken sind aber viel mehr: Sie hän­gen am Him­mel wie rie­si­ge Lein­wän­de und locken unse­re Phan­ta­sie. Nicht nur Kin­der sehen in den Wol­ken die ver­schie­dens­ten Gestal­ten, die sich ver­wan­deln und ungreif­bar sind wie Traum-Bilder.

Und Orte der Sehn­sucht sind die Wol­ken: „Über den Wol­ken muss die Frei­heit wohl gren­zen­los sein“ … Des­halb möch­te man ja mit den Wol­ken zie­hen: hoch oben und weit weg. Oder auf „Wol­ke 7“ im Glück schweben.

Als ‚Beglei­ter‘ der Men­schen auf ihrer Wan­der­schaft und als ‚Mitt­ler‘ zwi­schen Him­mel und Erde sagen man­che Ver­se den Wol­ken einen spi­ri­tu­el­len Zug nach.

Die Gedicht­aus­wahl des Traum­pfads am Berg dreht sich um die Wol­ken als Traum-Bil­der, als Orte der Sehn­sucht und als Beglei­ter des Menschen.

Die Aus­wahl zwi­schen Gesell­schafts­haus und Nasch­wald ist dem Far­ben­spiel der Wol­ken gewidmet.

Der Spa­zier­gang ab Gru­ben­weg / Schran­ke in Lech­tin­gen zur Fels­rip­pe dau­ert etwa 1,5 Stunden.
Der Weg vom Gesell­schafts­haus zum Nasch­wald etwa 30 Minu­ten (hin und zurück).

Viel Ver­gnü­gen! Und schau­en Sie auch auf den Weg – und nicht nur in die Wolken!

2013 Traum­pfad 9: Die vier Elemente
Erde, Was­ser, Feu­er, Luft sind für den Pies­berg in sei­ner heu­ti­gen Erschei­nung verantwortlich.
Flüs­se haben vor 300 Mil­lio­nen Jah­ren den Sand hier ange­schwemmt als Grund­stoff des Sand­steins, der seit dem Mit­tel­al­ter abge­baut wird.
Die vul­ka­ni­sche Tätig­keit hat die Gesteins­schich­ten auf­ge­fal­tet zu der ari­den Land­schaft, die wir heu­te sehen. Das Erd­in­ne­re zeigt sich auf spek­ta­ku­lä­re Wei­se im Stein­bruch sowie in den Bergwerksstollen.
Und der Wind dreht die gro­ßen Räder auf der Berg­rip­pe, die inzwi­schen zum Wahr­zei­chen des Pies­bergs gewor­den sind.

Anläs­se genug, um die „Vier Ele­men­te“ als Jah­res­the­ma für den Traum­pfad 2013 zu wählen.
Im Früh­jahr lie­gen in den Guck­käs­ten am Berg Gedich­te zu Luft und Was­ser aus. Im Herbst fol­gen Feu­er und Erde.
Auf dem Weg von hier (Gesell­schafts­haus) hin­un­ter zum Nasch­wald bie­ten die Guck­käs­ten Gedich­te, die die „Vier Ele­men­te“ im grö­ße­ren Zusam­men­hang sehen und sich der Wahr­neh­mung der Welt, der Erde und die­ses Augen­blicks hier und jetzt widmen.

Ein Spa­zier­gang auf dem Traum­pfad am Berg (ab Grubenweg/Schranke in Lech­tin­gen) dau­ert etwa 1,5 Stun­den. Der Weg zum Nasch­wald dau­ert etwa 20 Minu­ten (hin und zurück).

Viel Ver­gnü­gen und las­sen Sie sich Zeit!

2012 Traum­pfad 8: Mit der Son­ne gehen
Nach­dem wir im letz­ten Jahr den Wech­sel der Jah­res­zei­ten beglei­tet haben, folgt der Pies­ber­ger Traum­pfad 2012 den Tages­zei­ten.

In den acht Guck­käs­ten fin­den Sie im Früh­jahr und Som­mer Gedich­te zu Mor­gen und Mit­tag. Im Herbst und Win­ter (ab Sep­tem­ber) lie­gen Tex­te zu Abend und Nacht aus.

Das Mot­to „Mit der Son­ne gehen“ hat die Aus­wahl struk­tu­riert. Am Mor­gen steht das Erleb­nis des Son­nen­auf­gangs bei einer Berg­wan­de­rung im Vor­der­grund. Der Mit­tag ist die Stun­de des Pan, die Son­ne steht im Zenit, die Zeit scheint still zu ste­hen. Am Abend senkt sich die Däm­me­rung über die Land­schaft, das Nach­glü­hen der Son­ne ver­leiht ihr einen beson­de­ren Glanz, bevor es dun­kel wird. In der Nacht, wenn die Son­ne unter­ge­gan­gen ist, schei­nen Mond und Ster­ne und zei­gen die Welt in einem mil­den Licht, bis die Mor­gen­rö­te die Rück­kehr der Son­ne ankündigt.

Gera­de zu den Über­gangs­zei­ten am Mor­gen und am Abend gibt es vie­le (Volks-)Lieder. Die Guck­käs­ten bie­ten des­halb bei die­sen bei­den Tages­zei­ten jeweils einen zwei­ten Text zum Sin­gen. Wer in die Klang­ku­lis­se des Pies­bergs ein­stim­men mag, kann das gern tun.

Sie sind herz­lich ein­ge­la­den auf die­sem etwa 1,5stündigen Spa­zier­gang den Pies­berg im Wech­sel der Tages­zei­ten zu erle­ben: zu schau­en und zu hören, zu lesen und zu singen.

Jut­ta Wermke

2011 Traum­pfad 7: Blütenlese
In die­sem Jahr schmückt sich der Pies­ber­ger Traum­pfad mit einer Aus­wahl von Gedich­ten der deut­schen Lite­ra­tur. Poe­sie und Land­schaft ver­bin­den sich im Wech­sel der Jah­res­zei­ten.

Wer den Pies­berg kennt, weiß, wie hell und leicht der Früh­ling zwi­schen den Stäm­men der Hän­ge­bir­ken ein­zieht. Im Mai leuch­tet der Besen­gins­ter auf Böschun­gen, am Weg­rand und zwi­schen Gesteins­bro­cken. Wenn dann der Fin­ger­hut die grün-graue Grund­far­be des Ber­ges pin­kig tüp­felt, ist der Som­mer end­gül­tig da. Der Adler­farn hat sich aus­ge­rollt und streckt sei­ne üppi­gen Wedel aus. Im Spät­som­mer sind die Brom­bee­ren reif. Aber bald schon legt sich das gold­gel­be Herbst­laub der Bir­ken wie Kon­fet­ti über die Erde bis der Win­ter schließ­lich den Blick frei­gibt auf den fel­si­gen Unter­grund des Ber­ges und die Gesteins­bro­cken plötz­lich nackt und bloß dazu­lie­gen scheinen.

Die­se Land­schaft mit ihren Durch­bli­cken und Aus­bli­cken ist ein guter Ort zu beschau­li­chem Lesen und Nach­sin­nen. Gera­de die Span­nung zwi­schen der sprö­den Schön­heit der nicht wirk­lich idyl­li­schen Indus­trie­kul­tur­land­schaft und der Natur­ly­rik, die in den Guck­käs­ten aus­liegt, lenkt die Auf­merk­sam­keit auch auf ande­re Beson­der­hei­ten der Jah­res­zei­ten: auf die sich ver­än­dern­de Atmo­sphä­re, auf Licht und Luft, Duft und Klang.

Ich habe ver­sucht, in den 8 Guck­käs­ten auf dem Berg und den 5 Käs­ten zwi­schen Pies­ber­ger Gesell­schafts­haus und Zechen­bahn­hof eine bun­te „Blü­ten­le­se“ zu prä­sen­tie­ren, Gedich­te von ver­schie­de­nen Autoren und aus unter­schied­li­chen Epo­chen zu ver­sam­meln und neben roman­ti­scher bzw. sym­bol­träch­ti­ger Natur­ly­rik auch Lus­ti­ges und Wider­bors­ti­ges ein­zu­be­zie­hen. Die Doku­men­ta­ti­on die­ses Traum­pfads (Nr. 7/8) liegt im Gesell­schafts­haus aus.

Die Käs­ten 1 – 4 bie­ten Früh­lings­ge­dich­te, 5 – 8 sind dem Som­mer gewid­met. Ab Sep­tem­ber 2011 wer­den die Käs­ten 1 – 4 Herbst- und 5 – 8 Win­ter­ge­dich­te zei­gen. Vom Rei­sen im Früh­ling, Som­mer, Herbst und Win­ter han­deln die Tex­te zwi­schen Gesell­schafts­haus und Zechen­bahn­hof, das sind die Num­mern 9 – 13.
Die Fotos, die der Bro­schü­re bei­gege­ben sind, stam­men von Frank Warne­cke (Osna­brück) und sind im Rah­men eines Jah­res­zei­ten­zy­klus 2005/06 am Pies­berg entstanden.

Der Pies­ber­ger Traum­pfad leis­tet in die­sem Jahr auch einen Bei­trag zum 100jährigen Jubi­lä­um des NABU Osna­brück, das unter dem The­ma „Dem Klang der Jah­res­zei­ten lau­schen“ steht. Die Gedich­te, die zum Teil Lied­cha­rak­ter haben, ver­mit­teln Klang­ein­drü­cke und wecken Klan­g­as­so­zia­tio­nen. Es ist span­nend her­aus­zu­hö­ren, wel­cher Klang in einem Gedicht den Früh­ling ankün­digt, wel­che Bedeu­tung der Stil­le im Herbst zuge­spro­chen wird, wel­che Vögel für wel­che Jah­res­zeit ste­hen … und was das Gele­se­ne mit der eige­nen aktu­el­len Wahr­neh­mung verbindet.

Sie sind herz­lich ein­ge­la­den, auf die­sem etwa 1,5 stün­di­gen Spa­zier­gang dem Klang der Jah­res­zei­ten zu lau­schen und die „Blü­ten­le­se“ zu genießen.

Jut­ta Wermke

 

som­mer­lied

wir sind die men­schen auf den wiesen
bald sind wir men­schen unter den wiesen
und wer­den wie­sen, und wer­den wald
das wird ein hei­te­rer landaufenthalt

Ernst Jandl

 

Sep­tem­ber­mor­gen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träu­men Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schlei­er fällt,
Den blau­en Him­mel unverstellt,
Herbst­kräf­tig die gedämpf­te Welt
In war­mem Gol­de fließen.

Edu­ard Mörike

2010 Traum­pfad 6: OsnaSound
Wind­rä­der rau­schen auf der Fels­rip­pe. Deto­na­tio­nen don­nern im Stein­bruch. Bag­ger und Last­wa­gen set­zen dröh­nend moto­ri­ge Akzen­te. Dann wie­der Stil­le. Ein paar Vögel. Blät­ter­ra­scheln. Und manch­mal Schrit­te auf Geröll. Die Geräu­sche vom Pies­berg. Sie legen sich wie ein akus­ti­scher Schlei­er über das Pan­ora­ma von Stadt und Land.

Wir haben des­halb die Guck­käs­ten, die den Traum­pfad säu­men, in Klang­trans­for­ma­to­ren umge­wan­delt, die die Klang­strö­me aus dem Tal auf­neh­men und hör­bar machen: die Glo­cken des Doms und die Stra­ßen­mu­si­kan­ten, den Ver­kehrs­lärm am Neu­markt, die Fuß­gän­ger in der Gro­ßen Stra­ße und die Geräu­sche in den Kauf­häu­sern, die Tier­stim­men aus dem Zoo und die Fan-Gesän­ge aus der Osna­tel-Are­na. Auch Brun­nen, Bäu­me und Vögel sind gele­gent­lich zu hören. Dabei schleicht sich der ein oder ande­re Klang aus einer frem­den Zeit ein, aus dem Osna­brück 3000 zum Bei­spiel. Und viel­leicht ist die­ser oder jener Ton nur erin­nert oder vor­ge­stellt oder ausgedacht…

Wie immer sind die Rea­li­täts­di­men­sio­nen an die­sem Berg nicht klar getrennt. Es über­wiegt jedoch der sach­li­che Infor­ma­ti­ons­ge­halt in den Tex­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die wir dies­mal in den Käs­ten aus­le­gen. Sie wur­den ein­ge­reicht beim Schü­ler­wett­be­werb “osna­sound“ (2008) im Rah­men des 2. Osna­brü­cker Hör­fo­rums und haben nichts von ihrer Aktua­li­tät eingebüßt.

 

Nach dem Spiel

Neu­lich ging ich nach dem Fuß­ball­spiel in die Stadt. Ich blieb kurz ste­hen, lehn­te mich an eine Mau­er und schloss erschöpft die Augen. Die Fan­ge­sän­ge klan­gen mir noch im Ohr. Ich hör­te die Autos hupen und Jubel­ge­schrei, denn der VfL hat­te gewonnen.

Lang­sam nahm der Lärm-Pegel ab. Die letz­ten Leu­te gin­gen lachend und plau­dernd nach Hau­se, dann war es still. Nur noch der Wind rausch­te durch die Blät­ter. Plötz­lich hör­te ich Schrit­te hin­ter mir, vie­le Schrit­te, Schrit­te wie von gro­ßen Leder­stie­feln. Ich öff­ne­te die Augen und dreh­te mich um.

Eini­ge Hoo­li­gans vom geg­ne­ri­schen Ver­ein kamen die Stra­ße ent­lang, auch aus der Fer­ne konn­te man ihre Glat­zen in der Son­ne spie­geln sehen und ihre dunk­len Stim­men weh­ten zu mir herüber.

Schnell husch­te ich hin­ter einen Baum und schloss die Augen. Ich bete­te, dass sie mich nicht bemer­ken wür­den, denn ich hat­te mein VfL-Tri­kot noch an. Sie kamen immer näher, ich hör­te mein Herz pochen und Schweiß­trop­fen lie­fen mir die Stirn herunter.

Immer näher kamen sie, laut vor sich hin flu­chend, doch sie wür­dig­ten mei­nen Baum kei­nes Bli­ckes und gin­gen vor­bei. Erleich­tert war­te­te ich noch einen Moment und lief dann nach Hause.

Lukas Hav­li­za

 

War­um die Klang­strö­me ein­mal durch die­sen und ein­mal durch jenen Guckkasten/Transformator flie­ßen, bleibt rät­sel­haft. Asso­zia­ti­ve Rück­schlüs­se zwi­schen Berg­welt, Aus­sicht und Klang­tex­ten sind erlaubt.

Für die Käs­ten muss­ten man­che Tex­te gekürzt wer­den. Sie sind jedoch alle in vol­ler Län­ge doku­men­tiert und lie­gen im Pies­ber­ger Gesell­schafts­haus zum muße­vol­len Durch­blät­tern aus, wie die frü­he­ren Mate­ria­li­en des Traum­pfads auch.

Der Weg dau­ert erfah­rungs­ge­mäß 1,5 bis 2 Stun­den, je nach­dem wie man geht. Ein Zugang führt vom Park­platz Gru­ben­weg in Lech­tin­gen vor­bei an der Lech­tin­ger Aus­sichts­platt­form und da der “Schö­ne Weg“ wegen Stein­schlag­ge­fahr gesperrt ist, über Trep­pen zur Fels­rip­pe. Die Alter­na­ti­ve für Berg­stei­ger: Vom Gesell­schafts­haus kann man die Fels­rip­pe über die 300 Stu­fen des Süd­stiegs erklimmen.

2009 Traum­pfad 5: Die Piesaner
Zum Drei-Ber­ge-Fest in Osna­brück stel­len wir Aus­zü­ge aus eth­no­lo­gi­schen Stu­di­en zur Urbe­völ­ke­rung am Pies­berg vor. Die Aus­stel­lung von Bil­dern und Tex­ten in den Guck­käs­ten hat exem­pla­ri­schen Cha­rak­ter. Voll­stän­dig doku­men­tiert ist die Recher­che in den Bän­den zum „Pies­ber­ger Traum­pfad“ die im Gesell­schafts­haus ein­ge­se­hen wer­den kön­nen. Die Feld­for­schung leis­te­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler (5.Klasse) des Gym­na­si­ums in der Wüs­te. Die wis­sen­schaft­li­che Beglei­tung lag bei Frau Dr. Jut­ta Werm­ke (Uni­ver­si­tät Osnabrück).

Es las­sen sich bis­her vier Bevöl­ke­rungs­grup­pen unter­schei­den: die Zwer­ge, die Elfen und Hexen, die Mons­ter, die Kobol­de. Auf­grund von glück­li­cher­wei­se erhal­te­nen bild­li­chen Dar­stel­lun­gen und Geschich­ten kön­nen wir eini­ge detail­lier­te Anga­ben zur äuße­ren Erschei­nung, zur Klei­dung, zum Sozi­al­ver­hal­ten usw. machen.

Die Zwer­ge gehö­ren zur arbei­ten­den Bevöl­ke­rung und sind über­wie­gend im Koh­le­berg­bau tätig. Werk­zeu­ge, die ihnen bei­gege­ben wer­den, las­sen eine genaue­re beruf­li­che Zuord­nung zu. Aus der Tracht, deren Haupt­merk­mal die nur farb­lich vari­ier­te Zip­fel­müt­ze ist, muss auf eine kon­ser­va­ti­ve Grund­hal­tung geschlos­sen wer­den. Man kann sagen, dass die Zwer­ge das staats­tra­gen­de Ele­ment am Pies­berg waren.

Elfen und Hexen wer­den dage­gen weni­ger als Grup­pe, denn als indi­vi­du­el­le Erschei­nun­gen wahr­ge­nom­men. Kei­ne gleicht der ande­ren. Sie lie­ben das Beson­de­re, bis­wei­len auch das Extra­va­gan­te. Sie malen die grau­en Stei­ne bunt an und gestal­ten ästhe­ti­sche Objek­te aus Müll. Sie gehen bewaff­net auf die Stra­ße und suchen die Lie­be in frem­den Höh­len. Ihre ero­ti­schen Tän­ze und Lie­der ver­zau­bern selbst Steintrolle.

Es ist nicht über­lie­fert, wie das erkenn­bar kon­flikt­träch­ti­ge Zusam­men­le­ben von Zwer­gen und Elfen im All­tag ablief. Aber wir haben Hin­wei­se aus einer Höh­len­zeich­nung, dass der Ver­such einer Elfe, die klas­si­sche blaue ein­zipf­li­ge Zwer­gen­müt­ze durch eine gerin­gel­te zwei­zipf­li­ge zu erset­zen, auf län­ge­re Zeit ein fried­li­ches Zusam­men­le­ben ver­hin­dert hat.

 

Der Bugel­bu

Trepp­auf, Trepp­ab immerzu,
Trepp­auf, Trepp­ab sagt Bugelbu.

Ob bei Regen oder Schnee,
ob bei Hagel oder Graupel,
Bugel­bu hat nie gelacht,
denn er hat Figur‘n gemacht.

Er hack­te Stein,
er fand es fein,
er sag­te aber nie­mals mein.

Das war typisch Bugelbu,
und er sag­te manchmal“Buh!“

Kaya Shan­ta­la Hilgenfeldt

 

Die Mons­ter aller­dings ste­hen klar außer­halb der nor­ma­len Gesell­schaft des Pies­bergs. Sie sind nacht­ak­tiv, leicht reiz­bar und ent­we­der dumm oder gewalt­be­reit oder bei­des. Es besteht der Ver­dacht, dass sie als klei­ne Mons­ter von ihrer Oma zu vie­le Geschich­ten von Graf Dra­cu­la und den Mäch­ten der Fins­ter­nis gehört haben. Das Gefah­ren­po­ten­ti­al auf den öffent­li­chen Wegen damals am Pies­berg scheint jeden­falls in nichts der Ban­den­kri­mi­na­li­tät und dem Stra­ßen­ver­kehr heu­ti­ger Groß­städ­te nach­ge­stan­den zu haben.

Die vier­te Grup­pe ist die der Kobol­de, die klein und ulkig und gut gelaunt her­um­sprin­gen. Sie erin­nern unver­kenn­bar an klei­ne Zwei­bei­ner, die auch heu­te ger­ne gut gelaunt den Pies­berg bevöl­kern. Der Nach­weis einer direk­ten Ver­wandt­schaft zwi­schen dama­li­gen und heu­ti­gen Pies­ber­ger Kobol­den in Form einer DNA-Ana­ly­se steht noch aus.

Annah­men über den Ver­bleib der extra­va­gan­ten Elfen, der staats­tra­gen­den Zwer­ge und der nacht­ak­ti­ven Mons­ter mag jeder der die Guck­käs­ten liest, selbst bil­den. Wir wür­den uns freu­en davon zu erfah­ren und sie in die unend­li­che Geschich­te des Pies­bergs aufnehmen.

2008 Traum­pfad 4: Hörspaziergang
Schrit­te auf Schot­ter, Schrit­te auf Gras oder Sand. Bei Regen klin­gen sie anders als bei Schnee oder auf tro­cke­nem Wald­bo­den im Som­mer. Die Wind­rä­der brum­men, im Herbst kla­cken Kas­ta­ni­en von den Bäu­men. Und im Früh­ling glaubt man zu hören, wie der Fin­ger­hut schießt und die Far­ne sich entrollen.

Der Rat der Stei­ne tagt
Gemur­mel unter Kieselsteinen
nichts ist zu verstehen.
Gele­gent­lich raunt ein
Feld­stein dazwischen.

Pflas­ter­stei­ne kla­ckern träge
in ihren Betten,
blei­ben aber liegen.

Die Beton­stra­ße brüllt,
doch auch sie bleibt liegen.

Anbie­dernd drän­gen sich
die Dach­pfan­nen tro­cken hus­tend hervor.

Die Klin­ker waren sin­gend schon
auf­ein­an­der geklet­tert und war­ten geduldig.

Der Find­ling dröhnt nun übermächtig,
als alter Fels hat er den Vor­sitz inne:
_“Es tagt der Rat der Steine.”_

Toni Walz

In den 11 Guck­käs­ten zwi­schen Fels­rip­pe und Aus­sichts­platt­form Stein­bruch kann man auf dem Spa­zier­gang Tex­te – am bes­ten laut – lesen, die von den Klän­gen des Pies­bergs han­deln. Vor allem der Klang der Stei­ne hat die Fan­ta­sie ange­regt und sich in Mär­chen und Gedich­ten Gehör ver­schafft. Wie eigen­ar­tig sie sind und wie unter­schied­lich wir sie zum Klin­gen brin­gen! Der Schot­ter­berg, der abrutscht und knirscht, die Feu­er­stei­ne, die anein­an­der kli­cken. Das Getö­se des Erd­al­ter­tums echot noch in den Ver­wer­fun­gen der Fels­wand und flüs­tert in den fos­si­len Ver­stei­ne­run­gen. Anders der Plas­tik­müll, der mit sei­ner Fremd­spra­che durchs Gras knit­tert. Und die ver­weh­te Musik, die man zu hören glaubt, obwohl der Zaun­kö­nig und die Prin­zes­sin längst ver­stummt sind und immer noch dar­auf war­ten, erlöst zu werden.
Das Pies­berg-Orches­ter hat aber noch viel mehr Stim­men. Der Hör­spa­zier­gän­ger lauscht und lauscht und lauscht…

Am Pies­ber­ger Gesell­schafts­haus füh­ren 5 Guck­käs­ten ihr Eigen­le­ben. Sie han­deln nicht von Natur­klän­gen, son­dern von Men­schen­ge­räu­schen. Wenn man ihnen folgt vom 12. bis zum 16. Kas­ten, ver­strickt man sich in akus­ti­sche Spe­ku­la­tio­nen. Es ist jedoch anzu­neh­men, dass die Ohren­täu­scher akus­ti­sche Cha­mä­le­ons sind und daher mehr als eine Erklä­rung erfordern.

Die Tex­te sind in Pro­jekt­se­mi­na­ren ent­stan­den, die Prof. Dr. Jut­ta Werm­ke an der Uni­ver­sit­tät Osna­brück mit Lehr­amts­stu­die­ren­den durch­ge­führt hat.

2007 Traum­pfad 3: Sinnbilder
Zuerst kamen Zwer­ge, Feen und Unhol­de ans Licht. Mär­chen und Rät­sel mit viel Humor präg­ten die Guck­kas­ten­tex­te 2005 und beleb­ten das schein­bar unweg­sa­me Gelän­de. Bis zum Berg­fest 2006 hat­ten sich die klei­nen Wesen aus­ge­tobt und muss­ten danach für eine Wei­le erst ein­mal aus­schla­fen. Das wuss­ten die Men­schen und brach­ten neue Gedich­te in die Guck­käs­ten, die man auch lei­se vor­le­sen konnte.

Im Som­mer 2007 leg­ten wir die­se drit­te Fol­ge der Guck­kas­ten­tex­te auf. Sie beglei­ten einen nach­denk­li­chen Spa­zier­gang ohne Pies­zwer­ge (sie schla­fen immer noch, s.o.), der sich von den Bedeu­tun­gen, die die­sem Berg anhaf­ten, trei­ben lässt.
Das Ver­hält­nis von Mensch und Natur zu the­ma­ti­sie­ren liegt nahe, ange­sichts eines Ber­ges, der immer wie­der von Men­schen ver­än­dert wird, und ange­sichts der Ver­än­de­run­gen, die die Natur immer wie­der ein­holt (ein­ho­len?). Auch die Sujets um den Pies­berg – das Wege­la­by­rinth im Stein­bruch, die Trep­pe ohne Ziel, die Uhr auf einem ver­las­se­nen Bahn­steig – wir­ken wie Sinn­bil­der mensch­li­chen Lebens.
Dabei wird die Melan­cho­lie durch­aus hei­ter kon­ter­ka­riert. Wer sagt denn, dass die Hal­te­run­gen mit­ten im Wald Ver­bots­schil­der tra­gen müs­sen und nicht Auf­for­de­run­gen zur Muße und zum Genuss? Das Loch in der Mau­er kann dem Rück­zug die­nen oder der Öff­nung. Der Bahn­steig kennt nicht nur Abschied, son­dern auch Ankunft…

Die­se Tex­te, die Stu­die­ren­de des Lehr­amts genau­so wie die Jah­re zuvor in Pro­jekt­se­mi­na­ren unter Lei­tung von Prof. Dr. Jut­ta Werm­ke geschrie­ben haben, regen zum Nach­den­ken an, nicht zum Grü­beln. Und die ver­lie­ren ihren Charme auch nicht bei Regen.

 

Gestell

Lee­res Schild:
Schutt­ab­la­den verboten!
Toll­wut­ge­fahr!
Vor­sicht Sprengung!
oder:
Füh­len sie die Stille!
Gön­nen sie sich die­sen Ausblick!
Genie­ßen sie ein Stück Natur!

Anke Süd­mer­sen
Pro­jekt­se­mi­nar Uni­ver­si­tät Osnabrück

2006 Traum­pfad 2: Spass und Ernst
Unüber­seh­bar ist dem Traum­pfad eine wei­te­re Funk­ti­on zuge­wach­sen, näm­lich die Ver­än­de­run­gen am Berg aus die­ser beson­de­ren Per­spek­ti­ve zu doku­men­tie­ren. Wir sind des­halb dazu über­ge­gan­gen, in den Guck­käs­ten Fotos des Jah­res 2005 von Danie­la Lee­nen anzu­brin­gen, um die ers­te Aus­sicht als Ver­gleichs­punkt zu behalten.
Außer­dem wer­den die Guck­käs­ten zum 3. Sep­tem­ber für das neue Pies­berg-Jahr mit Tex­ten neu bestückt. Dies­mal sind es Gedich­te vor allem von Schü­le­rIn­nen der Klas­sen 5–8 aus Osna­brück, Hamm und Syke.

 

Die ulki­gen Wesen

Mein Wesen war in der Höhle.
Es hüpf­te von Stein zu Stein,
und freu­te sich über sein Bein.

Dann ging es nach draußen
und saus­te herum.
Mit der Faust gegen den Baum fiel es um.

Da kam noch ein Wesen daher
Und mach­te das Glei­che nur noch mehr.

Die bei­den stan­den auf
Und gin­gen nach Haus.

Pia Res­ing, Gym­na­si­um in der Wüs­te, Osnabrück

 

Inzwi­schen ist ein Abschnitt des Weges ohne Füh­rung gesperrt. Umso wich­ti­ger ist es, an den Lese­spa­zier­gän­gen teil­zu­neh­men und den gan­zen Traum­pfad zu genie­ßen, oder es sich hin und wie­der auf dem roten Plüsch­so­fa im Pies­ber­ger Gesell­schafts­haus bequem zu machen und in den Ord­nern zu blät­tern. Auch von dort aus gelangt man zum Traumpfad.

2005 Traum­pfad 1: Mär­chen und Rätsel
Der Pies­berg ist ein Berg der Ver­wand­lung – wie vie­le ande­re Ber­ge auch: Die Erd­ge­schich­te hat ihre Spu­ren hin­ter­las­sen, zum Bei­spiel in Form von Fos­si­li­en; die Jah­res­zei­ten und das Wet­ter ver­än­dern ihn, über­de­cken sei­ne 27 Grau­tö­ne mal mit grü­nen oder bun­ten Blät­tern, mal mit Regen oder Schnee. Die Men­schen modeln das Gestein eben­falls seit Jahr­hun­der­ten um: trei­ben Stol­len in den Berg, spren­gen den Fels und pla­nen nun eine Gartenlandschaft.

Aber der Pies­berg hat nicht nur eine lan­ge Geschich­te, es gibt auch vie­le Geschich­ten von ihm zu erzäh­len. Man muss sie nur ent­de­cken – oder erfin­den. Den Anfang haben Stu­die­ren­de eines Pro­jekt­se­mi­nars der Uni­ver­si­tät Osna­brück gemacht. Die künf­ti­gen Deutsch­leh­re­rin­nen und Deutsch­leh­rer wol­len selbst den Berg ver­wan­deln durch ihre Phan­ta­sie. ent­stan­den sind Mär­chen und Rät­sel, Geschich­ten und Gedich­te, Nach­denk­li­ches und Lus­ti­ges. Wir erfah­ren etwas von Wunsch- und Alp­träu­men, Träu­men von Ver­gan­ge­nem und Zukünf­ti­gem, von Natur­er­eig­nis­sen und Zauberkräften.

Damit auch Ande­re sol­che Ein­drü­cke gewin­nen kön­nen, haben wir an bestimm­ten Punk­ten schwar­ze Guck­käs­ten auf­ge­stellt, elf auf dem Berg und fünf am Gesell­schafts­haus. Sie rah­men Bil­der aus die­ser Land­schaft, auf denen etwas Beson­de­res zu ent­de­cken ist. Natür­lich mehr oder weni­ger ver­steckt und meist rätselhaft.

 

Res­te

bunt­ge­streif­te Schlange
lis­tig im Gebüsch versteckt

rot­blau­gel­be Ente
aus dem Schlaf aufgeschreckt

rosa Ele­fant
kommt mit flie­gen­den Ohren geeilt

leuch­ten­der Fisch
der die tief­grü­ne See durcheilt

oder doch nur
Müll?

Anna Kaput
Pro­jekt “Pies­berg“
Uni­ver­si­tät Osnabrück/FB7